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Körperliche vorbereitung des pferdes: 1. Teil
Genau wie die Menschen lassen sich auch die Pferde modellieren und verbessern, um ihr wahres Potenzial zu Tage zu bringen. Ein guter Reiter muss dazu in der Lage sein, sein Pferd eine, zwei, drei... Stufen über seine aktuellen Möglichkeiten zu bringen. Und wie bei den Menschen gibt es dafür keine Altersgrenze. Ein fünfzehnjähriges Pferd kann noch geschmeidiger werden und Fortschritte machen. Man muss einfach mit dem Leben und mit der Natur gehen.
Leider gibt es jedoch sehr viele Gelegenheiten, um «ein Pferd zu verderben».
Ich beziehe mich vor allem auf schlechte Behandlung, auf unwissende Reiter, Tierärzte oder Pfleger.
Um ein Pferd zu verbessern, muss man daran glauben: An das Pferd und an sein Wachstumspotenzial.
Ich erinnere mich an Sissi de la Lande. Trotz ihrer nicht abstreitbaren Qualitäten war sie aufgrund ihres Charakters und ihrer unregelmäßigen Gangarten manchmal ein schwieriges Pferd. Mit ihr haben wir jedoch bei der Weltmeisterschaft zwei Silbermedaillen gewonnen. Sie war so sensibel, dass ich mit ihr praktisch mit Gedankenübertragung arbeitete. Dies war übrigens eine große Herausforderung, da ich den Geist völlig frei haben musste, wobei andernfalls die Gefahr bestand, dass sie sehr unangenehm wurde.
Sie musste unaufhörlich wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Auch hier bestand meine Strategie darin, an ihren Stärken zu arbeiten, um ihre Schwächen zu mindern, und selbstverständlich ohne die Inanspruchnahme von Medikamenten.
Das Vorgehen war erfolgreich und ich erinnere mich noch ihrer perfekten Gänge bei der Veterinär-Kontrolle vor dem Weltmeisterschafts-Finale mit Pferdewechsel. Dabei hatte sie bereits ein Zeitspringen, zwei Mannschafts-springen und die letzte Qualifikationsprüfung hinter sich!
Es gibt noch viele andere schöne Geschichten. Ich erinnere mich an meine Anfänge in Béligneux: Ich habe ein Turnier mit dem letzten Pferd im Stall gewonnen... das Pferd, das keiner haben wollte.
Wenn man an sein Pferd glaubt, kann man manchmal Dinge erreichen, die man für unmöglich hielt. Dafür müssen wir stets daran denken, dass die körperliche Vorbereitung des Pferdes genau wie diejenige des Reiters für den Erfolg von grundlegender Bedeutung ist.
Mit einem dressurmäßig gut vorbereiteten Pferd mit guter körperlicher Kondition wird das Springen zu einem Kinderspiel, bei dem nur noch an Fortschritten bezüglich der Höhe und der Vielfalt der Hindernisse gearbeitet zu werden braucht.
Aus dem Buch "Geheimnisse und Methoden eines grossen Meisters"
Das Pferd muss mindestens einmal täglich herauskommen, und allmählich dazu in der Lage sein, ein einstündiges Trabtraining durchzuhalten, oder ein 30-minütiges Galopptraining.
Das wöchentliche Arbeitsprogramm meiner Pferde stützt sich normalerweise auf folgendes Modell:
Programme hebdomadaire de préparation du cheval de haut niveau
Montag: Dressurarbeit
Dienstag: Arbeit mit kleinen Übungen oder über sehr niedrige Parcours
Mittwoch: Kombinationen und Hindernisfolgen mit begrenzter Zahl von Sprüngen (20 bis 25 pro Übungsstunde)
Donnerstag: Gelände, Longenarbeit oder Transport im Lastwagen
Freitag bis Sonntag: Während der Saison im Allgemeinen Turnier, wobei ich für drei Turnierwochenenden jeweils ein Ruhewochenende vorsehe.