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Die Übergänge
Im Parcours müssen wir ständig erhebliche Tempoänderungen vornehmen können: Beim Anreiten eines Wassergrabens zulegen, oder zum Springen eines Steilsprungs das Tempo zurücknehmen. Die Parcourschefs zögern nicht, das Vermögen des Pferdes, seine Galoppsprünge zu verkürzen oder zu verlängern, auf die Probe zu stellen. Beispielsweise mit einem 4 Meter breiten Wassergraben, auf den eine Kombination aus zwei eng beisammen stehenden Steilsprüngen folgt, bei deren Anreiten der Reiter sein Pferd stark versammeln muss.
Es ist somit notwendig, dass das Pferd über ein großes Repertoire an Galoppsprunglängen verfügt. Dies ist ein grundlegendes Element der Dressurarbeit. Dazu in der Lage sein, von langen zu kurzen Galoppsprüngen überzugehen, und dabei einen schwungvollen Galopp beizubehalten. Damit kann man eine große Energie-reserve zum Springen behalten. Zögern Sie nicht, im Geiste den Galopp-rhythmus mitzuzählen: «Padabam - padabam - pa-dabam!» Unabhängig vom Tempo bleiben Takt und Rhythmus unverändert.
Sowohl beim Verlängern als auch beim Verkürzen der Galoppsprünge müssen Sie Ihre Aktionen program-mieren. Sie entscheiden, an welcher Stelle der Über-gang genau zu erfolgen hat. Bei 90 % der missratenen Übergänge liegt dies einfach an der fehlenden Vorbereitung.
Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einem Dressurturnier teil: Die Bewegungen werden genau am Buchstaben ausgeführt. Sie entscheiden über den Weg, die Geschwindigkeit und die genaue Stelle der Übergänge. Wenn dies in Ihrem Kopf klar ist, ist es auch auf dem Turnierplatz klar.
Beim Training können Sie eine Vorrichtung aus drei Bodenstangen zur Hilfe nehmen. Beispielsweise zwischen der ersten und der zweiten Stange beschleunigen, und zwischen der zweiten und der dritten zum Ausgangsgalopp zurückkehren.
Es ist leichter, den Galoppsprung zu verlängern als ihn zu verkürzen.
Unabhängig von Ihrem Befehl müssen Sie stets flexible Gelenke und den Panoramablick behalten, denn wenn Sie zu Boden sehen, verleiten Sie Ihr Pferd dazu, sein Gewicht auf die Schultern zu verlagern. Sie müssen sich um ein ausbalanciertes Pferd bemühen, was auch bei unterschiedlichem Raumgriff stets die Balance behalten kann. Gewisser-maßen wie die Bewegungen eines Akkordeons, das zusammengedrückt und auseinander gezogen wird.
Das Pferd muss beim Verlängern an Raumgriff gewinnen und im Verkürzen den Rhythmus behalten. Es darf auf keinen Fall über den Zügel kommen oder sich Ihrer Kontrolle entziehen. Beginnen Sie mit diesen Übungen auf dem Zirkel, um die Biegung und das bessere Gleichgewicht des Pferdes auszunutzen.
Beim Übergang zur schnelleren Gangart müssen Sie dazu bereit sein, Ihre Hände vorzuschieben und dabei den Kontakt zu behalten, auf diese Weise wird das Pferd spüren, dass es länger werden und an Raumgriff gewinnen kann. Und verwenden Sie vor allem Ihre Schenkel! Sie halten dies vielleicht für offensichtlich, doch Sie können beobachten, wie viele Reiter vorrangig die Hände, den Körper, Zungenschnalzen oder die Gerte verwenden, bevor sie sich ihrer Schenkel bedienen.
Bei den Verkürzungen muss das Pferd die Bewegungs-freiheit seines Rückens bewahren können, damit die Hinterbeine unter den Körperschwerpunkt treten können.
Im Allgemeinen bleiben die Reiter schwer im Sattel sitzen, mit steifem Rücken und blockierten Armen und Schultern. Bei dieser Konfiguration versteht das Pferd den Befehl nicht, und der Reiter wird schnell dazu neigen, die mangelnde Kommunikation durch übermäßige und immer härtere Zügeleinwirkung auszugleichen.
Seien Sie aufmerksam und versuchen Sie, Ihren Sitz so leicht wie möglich zu machen, indem Sie die Gürtelschnalle etwas nach vorne schieben. Machen Sie Trab-Schritt-Übergänge und sitzen sie dabei entlastend. Üben Sie dann, beim Galopp-Trab-Übergang im leichten Sitz zu bleiben, mit einem sehr geraden Rücken, als wollten Sie mit Ihrem Kopf den Himmel berühren.
Aus dem Buch "Geheimnisse und Methoden eines grossen Meisters"