Ohne Hilfszügel geht es auch! : 1. Teil
In den meisten Fällen glauben Reiter, durch Hilfszügel schneller zum Ziel zu kommen. In der Regel bringen sie aber ihre Pferde damit nur in eine Zwangshaltung und das Problem wird auf Dauer größer. Das ist ähnlich dem Medikamentenmissbrauch (...)
Während meiner Reiterkarriere habe ich alle möglichen Hilfszügel ausprobiert! Heute greife ich auf keines dieser Hilfsmittel mehr zurück.
In den meisten Fällen glauben Reiter, durch Hilfszügel schneller zum Ziel zu kommen. In der Regel bringen sie aber ihre Pferde damit nur in eine Zwangshaltung und das Problem wird auf Dauer größer. Das ist ähnlich dem
Medikamentenmissbrauch.
Die Anlehnung ist die stets weich-federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Sie darf niemals durch Rückwärtswirken mit den Zügeln erreicht werden. Die nicht gewollte künstliche Zwangshaltung steht im völligen Gegensatz zur richtig entwickelten Schubkraft, wobei das Pferd infolge der treibenden Einwirkung vertrauensvoll an die Hand herantreten soll. Bei unsachgemäßer Anlehnung verliert das Pferd die Balance und macht den Rücken fest, sodass es nicht mehr losgelassen und im richtigen Bewegungsrhythmus gehen kann.
Für die Ausbildung eines Pferdes sind ein schwingender Rücken sowie eine aktive Hinterhand unabdingbar. Man kann es gar nicht genug betonen, aber 90 Prozent der Schubkraft des Pferdes befinden sich hinter Ihrem Sitz. Die vorrangige Beschäftigung des Reiters mit der Vorhand seines Pferdes ist daher völlig unsinnig.
Wenn zu Beginn des Trainings der unerfahrene Reiter vorübergehend auf einen Hilfszügel zurückgreift, ist das bei einem ungestümen Pferd noch nachvollziehbar. In diesem Fall würde ich das feststehende Martingal vorschlagen. Vorteil dieses Hilfsmittels ist, das es auf den Nasenriemen und nicht auf das Maul einwirkt. Das begrenzt den Widerstand. Das feststehende Martingal soll dem Pferd das Anheben des Kopfes maximal bis kurz vor die Waagerechte erlauben, da anderenfalls jede Zügelwirkung auf den Unterkiefer verloren geht. Die Verschnallung muss von einem erfahrenen Reiter oder Ausbilder fachmännisch dementsprechend lang erfolgen, damit das Pferd noch genügend Nasenfreiheit, besonders vor einem Hindernis, behält.
Ich befürworte für diese Arbeit ein besonderes über den Nasenrücken einwirkendes Halfter zusammen mit einer Trense. Pferde, die sich schlecht an die Hilfen stellen lassen, tun sich leichter, wenn die Zügelhilfe auch über den Nasenrücken erfolgt.
Das kann in folgenden Situationen sehr nützlich sein:
- für unausbalancierte Reiter, die sich mit den Händen noch festhalten müssen.
- für Pferde, die im Maul schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, ist der Zug am Nasenrücken wesentlich angenehmer.